Um in Shanghai Auto fahren zu dürfen (wobei ich noch nicht mal weiß, ob da so erstrebenswert ist) benötigt man einen chinesischen Führerschein. Zum Glück kümmert sich meine Firma um organisatorische Dinge wie Anmeldungen und Übersetzung, das unausweichliche physical exam durfte ich dann aber heute doch selbst machen.

Ein netter chinesischer Kollege lotst mich durch die verschiedenen Schalter der Shanghai Traffic Police. Die Dame zum Foto machen hat dann aber schon die ersten Probleme. Die Abweichung vom Standardablauf wirft sie etwas aus der Bahn. Die Kamera ist auf chinesisches Standardmaß ausgerichtet und bringt Sie mit meinen 1,96m Körpergröße ein wenig zur Verzweiflung. Doch mit einigen beherzten Griffen am scheinbar eingerosteten Stativ löst sie das Thema mit Bravour. Ich bin sicher, sie wird davon heute Abend ihrer Familie berichten.

Mit ausgefülltem Formular und den Passbildern kommt die nächste Hürde. Im Nebengebäude wartet eine Menschenmasse artig an einem Tresen in der Schlange. Erst nach ein paar Minuten des lauthalsen Beschwerens meines Unterstützers wird klar, wofür die alle anstehen: für eine SCHERE! Denn das Foto vom Fotobogen muss ja nun noch auf das richtige Feld im richtigen Formular. Da darf schon mal sorgfältig gearbeitet werden. Die Schlange für den Prittstift im Anschluss ist übrigens überschaubar.

Profitipp und Geschäftsidee: Scheren vorrätig haben und meistbietend versteigern.

Anschließend ging es dann in die Schlange für das eigentliche Highlight: den unausweichlichen Gesundheitstest.

Durch die offene Tür des Untersuchungsraums bekomme ich früh ein Gespür für die Intensität dieser Probe. An die Wand stellen, den unmotivierten Bewegungen des Zeigestocks einer noch unmotivierteren Dame über das Sehtest-Poster folgen und anschließend wild gestikulierend in die Richtung zeigen, wo denn das gezeigte „E“ jetzt offen ist. Check.

Mit Bravour gemeistert, auch wenn die Mitarbeiterin lange darauf bestand, dass ich meine nicht vorhandene Brille doch aufsetzen müsse… Wieder mal von der Norm abgewichen.

Der anschließende Check, dass alle Finger vorhanden und auch kein Bein fehlt geht flott vonstatten und den abschließenden Rot / Grün-Test konnte ich dank der offenen Tür und der Probanden vor mir mit bestem Chinesisch im Nu beenden.

Profi-Tipp: 34 und 6

Nun nur noch meinem chinesischen Kollegen an den nächsten Schalter zur Terminvereinbarung hinter her rennen und nach 2 Stunden habe ich auch schon einen Termin erhalten. In 14 Tagen. Ich freue mich drauf und besorge mir zur Sicherheit schon mal eine Schere.

Kategorien: Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert